Im Zoo in Leipzig wurde erstmals 1882 der Riesenotter in Europa gehalten. Die Erstzucht und erfolgreiche Aufzucht außerhalb Südamerikas gelang 1990 in Hagenbecks Tierpark. Nachdem 1976 zahlreiche Jungtiere zur Welt gekommen waren, aber nicht aufgezogen werden konnten. 2002 gab es nur drei europäische Zoos, die Riesenotter hielten, zwei davon in Deutschland. 2018 waren es dann schon 17 Zoos, und heute im Jahr 2020 sind es 22 Zoos, von denen sich 5 in Deutschland befinden. Die Mindestanforderung an ein Gehege für ein Pärchen Riesenotter ist ein Außengehege mit einer Landfläche von 80 Quadratmetern, und einer Wasserfläche von 60 Quadratmetern mit einem Wasserinhalt von 60 Kubikmetern sowie einem Innengehege mit einer Landfläche von 40 Quadratmetern und einer Wasserfläche von 40 Quadratmetern. Für jedes weitere dazukommende Tier erfordert es einer Erweiterung dieser Flächen um 10 %. Diese Werte schwanken von Land zu Land. Da es nur sehr wenig Feldstudien über Riesenotter gibt, spielten und spielen Zoos eine große Rolle für die Erkenntnisgewinnung über Riesenotter. Untersuchungen im Zoo haben auch dazu beigetragen, die Schutzstrategien in der freien Natur für den Riesenotter zu verbessern.
Der Riesenotter kann bis zu 2 Meter lang und etwa 30 Kilogramm schwer werden. Im Vergleich zu ihnen sind die Raubtiere im Amazonas eher klein. Eine Riesenotterfamilie kann bis zu 20 Tieren bestehen, daher auch der Name "Lobos del Rio", was zu Deutsch "Wölfe des Flusses" heißt. Diesen Namen haben sie von den einheimischen Indios. Warum sind die Riesenotter so riesig?
Große Tiere verlieren weniger Wärme im Verhältnis zum Körpervolumen, als kleine. Besonders schlimm könnte Energieverlust im Wasser sein, weil dort Wärme 25-mal schneller abgeleitet wird, als in der Luft.
Der Riesenotter hat das kürzeste Fell aller bekannten Otterarten. Sein Fell ist Braun, kann aber rötlich oder auch hellbraun sein und im nassen Zustand schimmert ist es Schwarz. Das Fell des Riesenotters ist extrem dicht, sodass kein Wasser bis zur Haut vordringen kann. Die Schutzhaare fangen das Wasser ein und halten sein Innenfell trocken. Seine Schutzhaare haben eine Länge von 8 Millimeter. Das samtige Fell macht ihn so attraktiv für Pelzhändler. Die einzigartige Markierung unter sein Kinn in Form eines weißen bis cremefarbigen Flecks, ermöglichen eine Identifizierung der Riesenotter untereinander, da jeder eine andere hat. Wenn sie andere Riesenotter treffen, üben sie ein Verhalten aus, was als Periskopie bekannt ist und zeigen sich gegenseitig ihre Kehle. Der Kopf des Riesenotters hat ein rundes Aussehen. Seine Ohren sind klein und gerundet. Die Nase ist vollständig mit Fell bedeckt, wobei nur die schlitzartigen Nasenlöcher sichtbar sind. Der Riesenotter hat kurze und dicke Beine, die mit großen Schwimmhäuten versehen sind und sehr scharfe Krallen besitzen. Unter Wasser kann der Riesenotter Ohren und Nase verschließen.
Feinde der Riesenotter
Riesenotter leben im größten zusammenhängenden Regenwaldgebiet der Erde, dem Amazonas. Sie haben keine natürlichen Feinde außer dem Menschen. Junge Otter und ältere erwachsene Tiere fallen gelegentlich Mohrenkaimanen oder Parasitenbefall zum Opfer. Die weitaus größte Bedrohung stellt der Mensch für den Riesenotter dar. Wegen seines samtigen Pelzes wird er bejagt, was in den 50er und 60er Jahren seinen Höhepunkt erreichte. Die Riesenotter wurden 1999 als gefährdet eingestuft und stehen auf der Roten Liste der IUCN. Durch die Zerstörung seines Lebensraums, Überfischung, illegaler Jagd und den zunehmenden Tourismus. Weniger als 5.000 Tiere leben noch im Amazonas Regenwald Schätzungen zufolge. Die Guyanas sind eine der letzten Hochburgen für die Riesenotter, die auch im peruanischen Amazonasbecken einen erheblichen Schutz genießen. Ölkonzerne suchen zum Beispiel im gesamten Department Madre de Dios nach dem schwarzen Gold. Lärm, Gestank und Schmutz vertreiben die scheuen Tiere aus den Altarmen. Goldsucher, Siedler und Touristen, die mit Einbäumen über die Cochas fahren, erschrecken die Tiere.
Verbreitungsgebiet und Lebensraum des Riesenotters
Das Verbreitungsgebiet des Riesenotters befindet sich im Amazonas Regenwald in den Ländern Bolivien, Brasilien, Ecuador, Französisch-Guyana, Kolumbien, Peru, Suriname und Venezuela. Ihre Hauptverbreitungsgebiete liegen an den Flusssystemen des Amazonas, Orinoco und des Rio de la Plata. In Uruguay und Argentinien ist er ausgerottet.
Riesenotter besiedeln große, langsam fließende Flüsse, die saisonal überflutet sind, aber auch Sümpfe und Seen.
Sozialverhalten der Riesenotter
Der Riesenotter lebt in der Gruppe, die eine Größe von 2-20 Tieren hat. In der Regel sind es aber etwa 10 Tiere. Er hat ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten, sodass es häufig der Fall ist, dass zwei Familien in einer Gruppe zusammenleben. Die Riesenotter schlafen, spielen und jagen zusammen. Sie teilen sich untereinander Rollen, die um das dominierende Paar herum strukturiert sind. Um den Schutz der Jungotter kümmern sich alle gleichermaßen.
Fortpflanzung der Riesenotter
Das Riesenotterweibchen bringt nach 64 - 73 Tagen ein bis vier Junge zur Welt, in einer dafür angelegten Höhle. Die ersten 2 Lebensmonate verbringen die Jungtiere in ihrer Wurfhöhle, bevor sie dann vollständig in die Familie integriert werden. Sie bekleiden die Alttiere auf Fischfang, obwohl sie noch bis zum 5. Monat gesäugt werden.
Laute der Riesenotter
Riesenotter sind besonders laute Tiere mit einem komplexen Repertoire an Lauten. Alle Otterarten produzieren Vokalisationen, aber nach Frequenz und Lautstärke ist der Riesenotter der lautstärkste. Es gibt etwa neun verschiedene Geräusche, wobei je noch Kontex weitere Unterteilungen möglich sind, ganz genau ist das noch nicht erforscht. Schnelles Bellen oder explodierendes Schnauben deuten auf sofortiges Interesse und mögliche Gefahr hin. Ein schwankender Schrei kann als Bluff Angriffe gegen Eindringlinge verwendet werden. Hums und Coos sind innerhalb einer Gruppe beruhigende Laute.
Neugeborene quietschen, um Aufmerksamkeit zu erregen, während ältere Jungtiere jammern, wenn sie an Gruppenaktivitäten teilnehmen. Jede Riesenotterfamilie hat ihre eigenen Lautsignaturen.
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