Der Turmfalke gehört zu den häufigsten Greifvögeln neben dem Mäusebussard in Mitteleuropa. Die Bezeichnung "Falco tinnunculus" bedeutet soviel wie "klingender Falke" und stammt von seinem Ruf ab. Aufgrund seiner speziellen Flugtechnik wird er auch als "Rüttelfalke" bezeichnet. Aber auch Mauer-, Dom- oder Kirchfalke wird er genannt, was darauf hinweist, dass er oft in menschlichen Siedlungen nistet. Die Gattung der Falken umfasst neben dem Turmfalken noch 37 weitere Arten. Turmfalken gelten als ausgesprochen nützliche Tiere, weil sie zum Ökosystem in der Natur beitragen und sich vor allem von kleinen Nagetieren ernähren. Manchmal kann man den Turmfalken nicht nur in der freien Natur, sondern auch in vielen Siedlungen und Städten, manchmal sogar in heimischen Gärten beobachten.
Turmfalken ernähren sich hauptsächlich von kleinen Säugern, wie zum Beispiel Mäusen. Auch Insekten, Eidechsen, Maulwürfe, Raupen und Regenwürmern oder auch kleine Singvögel zählen zur beliebten Beute. Eine Taube aber ist dem Turmfalken zu groß. Ein Turmfalke benötigt in seiner Nahrung für sein Immunsystem, ausreichend Carotinoide, die antioxidativ wirken. Die tägliche Menge an Nahrung entspricht etwa einem Viertel seines Körpergewichts. Die Jagd findet meist am Tag statt, wo der Turmfalke freie Flächen mit niedriger Vegetation braucht. Prinzipielle Jagd der Turmfalke in zwei Jagdformen. Einmal als Ansitzjäger, dabei sitzt er auf Masten, Pfählen oder Ästen und hält nach passender Beute Ausschau, entdeckt er etwas, packt er die Beute mit seinen Fängen und tötet sie durch einen gezielten Biss in den Nacken. Die erfolgreichere Möglichkeit zu Nahrung zu kommen, ist der sogenannte Rüttelflug, der allerdings mehr Energie erfordert. Dabei handelt es sich um eine spezielle Flugtechnik des Turmfalken, dass er seinen Körper für einige Zeit praktisch ruhend halten kann (Das beherrschen alle Falken und Greifvögel). Der Körper des Turmfalken bleibt dabei aufrecht, die Flügel erzeugen durch einen speziellen Winkel einen hohen Auftrieb. Durch sehr schnellen, kräftigen Flügelschlag und eine spezielle Schwanzhaltung können sich Turmfalken in der Luft im Gleichgewicht halten. Beim Sturzflug auf ihre Beute erreichen Turmfalken eine Geschwindigkeit von 50 - 60 km/h.
Fortpflanzung Turmfalke
Bereits nach einem Jahr sind Turmfalken geschlechtsreif. Sie leben überwiegend in Einehen und manche Tiere sind sogar das ganze Jahr zusammen. Turmfalken sind Brutplatz treu, haben sie einmal einen geeigneten Brutplatz gefunden, nutzen sie diesen oft mehrere Jahre lang. Turmfalken bauen allerdings keine eigenen Nester, sondern nutzen vorhandene Unterschlüpfe. Beliebt sind Höhlen, Felsspalten oder Dachböden und Kirchtürme den Schutz bieten. Die monogamen Turmfalkenpaare halten in der Regel Abstand zueinander, an einem Ort nistet meist nur ein Pärchen. In der Regel findet eine Jahresbrut statt. Die Eiablage beginnt überwiegend ab April. Das Gelege besteht größtenteils aus 4 - 6 Eiern, welche nur das Weibchen ausbrütet. Schon vor der Eiablage beginnt das Männchen damit, das Weibchen mit Beute zu versorgen. Die Brutdauer beträgt etwa 26 - 32 Tage. Die Jungen werden nach dem Schlüpfen etwa 4 Wochen lang am Nest gefüttert. Nach etwa 4 weiteren Wochen sind die Jungen selbstständig. Der Bruterfolg ist sehr abhängig vom Nahrungsangebot und kann an geschützten Brutplätzen 4 - 5 Jungtiere betragen. Ein Turmfalkenpaar muss sich ziemlich anstrengen, um ihre Jungen satt zu bekommen, da jedes von ihnen ein bis zwei Mäuse oder ähnlich nahrhaftes Futter, wie kleine Säuger oder kleine Singvögel am Tag braucht. Vornehmlich übernimmt das Turmfalken-Männchen allein die Jagd und das Weibchen "Hudert" die Jungen. Unter diesem Begriff versteht man das Beschützen und Wärmen der jungen Turmfalken vor Witterungseinflüssen. Von der Beute verfüttert das Weibchen nur das Muskelfleisch an die jungen Turmfalken.
Zugverhalten des Turmfalken
Turmfalken sind sogenannte Teilzieher, sie verlassen ihr Brutgebiet im Winter daher nur unter besonderen Umständen. Die meisten der bei uns heimischen Tiere verbringen auch den Winter hier. Selbst unter dicken Schneedecken suchen sie nach Nahrung. Ist das Nahrungsangebot knapp, ziehen Teile der Populationen in den wärmeren Süden. Turmfalken aus nördlicheren Regionen Europas ziehen häufiger, da die Winter in ihren Brutgebieten doch um einiges härter sind. Diese im Norden beheimateten Turmfalken sind dann gern bei uns als Wintergäste anzutreffen.
Bestand und Schutz des Turmfalken
Etwa 50.000 Turmfalken-Brutpaare leben in Deutschland, im gesamten Mitteleuropa schätzt man die Anzahl auf etwa 90.000 Brutpaare und in Europa insgesamt auf etwa 350.000 Brutpaare. Angesichts dieser Zahlen können wir uns in Deutschland glücklich schätzen, da bei uns eine hohe Population an Turmfalken-Brutpaaren lebt. Die Population des Turmfalken ist über viele Jahrzehnte stabil geblieben, mit Ausnahme nach Kältewinter oder schlechten Mäusejahren. Ab den 60er Jahren ist es in Europa aber zu erheblichen Bestandseinbußen gekommen. Den Tiefststand der Turmfalken Population war in 1980er, was zurückzuführen war durch die intensive Landwirtschaft und der Ausräumung der Kulturlandschaften, was leider bis in die heutige Zeit anhält. Zwar ist der Turmfalke in Deutschland noch nicht gefährdet, jedoch lassen die Bestandsrückgänge in anderen Regionen Europas befürchten, dass sich mittel- und langfristig die Situation deutlich verschlechtern wird. Ursache dafür sind das verminderte Nahrungsangebot, der Nistmöglichkeiten und des Lebensraums. Bedauerlicherweise ist es inzwischen bittere Realität, dass selbst die sehr anpassungsfähigen Mäuse in den meisten Jahren nicht mehr so reichlich vorhanden sind, wie dies in früheren Jahren der Fall war. Und die anderen Beutetiere wie Kleinvögel, Eidechsen sowie viele Insektenarten sind auch im Bestand rückläufig. Hinsichtlich dieser dramatischen Entwicklung besteht ein Zusammenhang mit dem Umbruch von Dauergrünland in Landwirtschaftlich genutzte Fläche, sowie die Bodenverdichtung und kahlfraß durch übermäßige Überweidung, dem zunehmenden Gülleeinsatz, wodurch der Feldmausbestand dezimiert wird und dem Verlust von Feldgehölzen und Hecken sowie Wegrainen und Brachstreifen. So kann man sagen, dass die Hauptursache für das Problem der Dezimierung der Population des Turmfalken und anderer Arten in der Intensivierung und Technisierung der Landwirtschaft zu sehen ist. Aber auch die verminderten Nistmöglichkeiten durch abgedichtete Kirchtürme und Scheunen sind ein Problem für Turmfalken, da sie dort keinen Platz mehr finden. Das Abholzen der Altbäume, wo früher Krähennester waren, die von Turmfalken später besiedelt wurden, ist auch ein Problem. Letztendlich sind große Flächenverluste an Offenland weiterhin die Regel, wobei insbesondere die Neuausweisung von Siedlungs- und Gewerbefläche sowie von Verkehrswegen ungebremst weitergeht, als ob es kein Morgen gibt, frei nach dem Motto "Nach mir die Sintflut".
Steckbrief des Turmfalken
Name: Turmfalke
Lateinischer Name: Falco tinnunculus
Familie: Falkenartige (Falconidae)
Ordnung: Greifvögel (Falconiformes)
Gattung: Falken (Falco)
Größe: 32 - 38 cm
Gewicht: etwa 200 Gramm (Männchen), etwa 220 - 300 Gramm (Weibchen)
Flügelspannweite: 82 cm
Brut: eine Jahresbrut
Brutzeit: April - Juni
Anzahl der Eier: 4 - 6, manchmal auch 7
Nahrung: Mäuse, kleine Säuger, kleine Singvögel, Käfer, Regenwürmer
Lebenserwartung: 10 - 18 Jahre
Zugverhalten: nur in kalten nördlichen Regionen, Teilzieher
Feinde: Habicht, Marder, Uhu, Mensch, Krähen, Parasiten, Infektionskrankheiten
Lebensraum: Offene und halboffene Landschaften, Siedlungen und Städte
Bedrohung: Ja, da ein Rückgang an Nahrung und Nistplätzen zu verzeichnen ist
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