Der Seeadler, deutsches Wappentier und größter Greifvogel Europas.

Der Seeadler ist der größte in Deutschland lebende Adler, allerdings nur noch in einzelnen Paaren an der Ostseeküste mit einer Flügelspannweite von 2,50 cm. Er ist vor allem an den kurzem, keilförmigen, am weißen Schwanz und den unbefiederten Fängen zu erkennen. Der umfangreiche Horst, der 2, selten 3 Eier enthält, steht auf hohen alten Bäumen, Felsklippen und gelegentlich auch auf dem Boden. Die Eier werden vorwiegend vom Weibchen bebrütet, das auch die vom kleineren Männchen herbei getragenen Beutetieren für die Jungen zerlegt. Die Seeadler werden erst im 5.- 6. Lebensjahr geschlechtsreif, leben offenbar in Dauerehen und kehren immer wieder zu ihrem alten Horst zurück. Bis zur Geschlechtsreife streichen die Jungadler weit im Land umher und sind dann auch an größeren Binnenseen anzutreffen. Fische bilden ihre Hauptnahrungsquelle, doch schlagen sie auch kleinere und mittlere Säuger und Vögel, vor allem Wassergeflügel, wie Bläßhühner und Enten. In der Not (besonders im Winter) nehmen sie sogar mit Aas vorlieb.
Das Verbreitungsgebiet des Seeadlers umfasst Grönland, Nord- und Südosteuropa, das mittlere und nördliche Asien. Es gibt auch kleinere Vorkommen am Kaspischen und Schwarzen Meer. Isolierte Vorkommen gibt es auf Island, im Westen Schottlands und in Israel. Als ausgestorben gilt der Seeadler noch immer in Italien, Schweiz, Frankreich, Spanien, Portugal, Färöer Inseln, Korsika, Sardinien und Irland.

Der Seeadler ist in weiten Teilen Europas und Asiens verbreitet und begeistert mit seinem majestätischen Flug! Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den atemberaubenden Küsten Norwegens und Islands über Nord- und Mitteleuropa bis hin zur faszinierenden russischen Pazifikküste und dem bezaubernden Japan. Seeadler lieben Lebensräume in der Nähe von Gewässern wie Seen oder Flüssen und Küsten, da ihre Hauptnahrungsquelle aus Fischen und Wasservögeln besteht.
In Deutschland ist der Seeadler besonders in den spektakulären Küsten- und Seenlandschaften der nördlichen Bundesländer zuhause. Hier verbringt dieser beeindruckende Standvogel auch den Winter und baut in Wäldern mit stabilen Bäumen oder an dramatischen Klippen seine gewaltigen Horste, die einen Durchmesser von bis zu zwei Metern erreichen können! Doch auch in den idyllischen Wald- und Seelandschaften des Binnenlandes fühlt er sich pudelwohl. Kein Wunder also, dass der Seeadler an der Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) und in der Oberlausitz (Sachsen) Deutschlands seine größte Siedlungsdichte hat.
Mitte des 20. Jahrhunderts war der Seeadler jedoch durch Lebensraumverlust, Bleivergiftungen und illegale Jagd stark gefährdet. Doch dank gezielter Schutzmaßnahmen, wie der Ausweisung von Schutzgebieten, dem Verbot von Pestiziden und der Einrichtung von Brutplätzen, konnten die Bestände des Seeadlers in vielen Regionen wieder stabilisiert werden. Was für eine Erfolgsgeschichte!
Merkmale des Seeadlers
Der Seeadler ist ein sehr großer Greifvogel mit weit ausladenden Flügeln, an deren Enden sich die gespreizten Handfedern wie Finger darstellen. Die Geschlechter sind gleich gefärbt, unterscheiden sich aber meist in der Größe. Ausgefärbte Adler ab dem 5. Lebensjahr haben einen charakteristisch weißen Schwanz und einen gelben Schnabel. Das Gefieder ist mittelbraun und kann je nach Mauser zustand, aufgrund älterer und jüngerer Feder mit unterschiedlichen Brauntönen schuppig wirken. Der Kopf- und Halsbereich und ein Teil der Brust heben sich bei den älteren Adlern vom restlichen Gefieder durch einen helleren Braunton, der blond erscheinen kann, ab. Die Irisfarbe wird mit zunehmendem Alter heller und verändert sich von braun bei den Nestlingen zu gelblich/bernsteinfarben bei adulten Seeadlern. Die Jungen besitzen einen braunen Schnabel, der sich bis zum Alter von 5 Jahren von der Basis zur Spitze langsam gelb färbt. Jungvögel bis zum 4. Lebensjahr sind im Gefieder dunkler gefärbt. Der Schwanz der Jungvögel ist unregelmäßig dunkelbraun bis schwarz gefärbt und weist unregelmäßige weiße Sprengel auf.
Im Verlauf der Mauser nimmt der Weißanteil im Stoß zu und nur die Federränder der Stoßfedern weisen noch braune Säume auf, die bei ausgefärbten Adlern vollständig weiß werden. Die Basis der Stoßfedern weist eine individuelle, dunkle Pigmentverteilung auf.

Das Zugverhalten von Seeadler
Adulte mitteleuropäische Seeadler sind in der Regel ganzjährig in der Nähe ihres Brutgebietes anzutreffen, während ihre Jungvögel zwischen Juli und Oktober das elterliche Revier verlassen müssen und in verschiedene Richtungen abziehen. Viele Seeadler aus dem Norden Europas überwintern weiter südlich, zum Teil auch in unseren Breiten. Auch unter ihnen dominieren junge Individuen. Praktisch alle europäischen Seeadler bleiben im Winter nördlich des Mittelmeers, sind also keine eigentlichen Langstreckenzieher. Da Deutschland inzwischen über 500 Brutpaare beherbergt, kann man die Art hierzulande ganzjährig beobachten.

Rufe des Seeadlers
Seeadler sind sehr ruffreudige und besonders zur Balzzeit hört man häufig ihre lauten Rufreihen. Die häufigste Variante klingt wie "Krick-rick-rick-rick" beim Männchen bzw. "Kräck-räck-räck-räck" beim Weibchen und erinnert zum Teil stark an die Balzrufreihe des Schwarzspechts. Andere Rufe sind weniger rau und klingen wie "Kli-kli-kli-kli". Ausgeflogene Jungvögel betteln mit durchdringenden "Piieh-piieh-piieh" Rufen.

Fortpflanzung der Seeadler
Als großer Greifvogel ist der Seeadler erst mit 5 Jahren ausgefärbt. Die Geschlechtsreife erlangt er bereits 1-2 Jahre früher, doch haben so junge Vögel in der Regel noch keine bzw. nur schlechtere Bruterfolge. Bereits im Oktober/November führen viele Paare eine Herbstbalz durch, die der Anpaarung und ersten Horstbauhandlungen dient. Die eigentliche Balzperiode liegt im Spätwinter/Vorfrühling, etwa von Januar bis Februar. Dann wird entweder ein neuer Horst gebaut oder ein alter Horst mit frischem Nestmaterial aufgestockt. Ältere, regelmäßig benutzte Horste können so ziemlich große Ausmaße erreichen. Drei bis fünf Meter in der Höhe und im Durchmesser, 2,5 Meter und im Extremfall bis zu einer Tonne wiegen. Als Horst sind Bäume besonders beliebt, alte, hohe Exemplare, die einen freien An- und Abflug gewährleisten und deshalb häufig am Rand von Wäldern oder auf Geländeerhebungen stehen.
An der Atlantikküste Norwegens stehen die meisten Horste auf Felsen und aus der Tundra ist bekannt, dass die Seeadler auf dem Boden ihre Horste bauen. Von Ende Februar bis Ende März legt das Seeadlerweibchen 13 Eier, die es anschließend etwa 38 Tage lang bebrütet. Nach dem Schlupf der Jungen ist zunächst allein das Männchen für die Nahrungsbeschaffung zuständig, während das Weibchen die ersten 4 Wochen bei den Jungen bleibt. Erst danach beteiligt es sich wieder an der Jagd. Mit etwa 80-90 Tagen sind die jungen Seeadler flügge und verlassen den Horst. Sie werden noch einige Zeit von den Seeadlereltern betreut. Manche verlassen das elterliche Revier bereits im Juli, andere erst im Oktober/November. Als Höchstalter frei lebender Seeadler hat man anhand individuell erkennbare Mauser federn 36 Jahre ermittelt. In einer Greifvogelwarte ist ein Weibchen sogar 50 Jahre alt geworden.


Nahrung der Seeadler
Seeadler sind Nahrungsopportunisten. Sie ernähren sich von Fischen und Wasservögeln, die mit dem geringsten Aufwand zu erbeuten sind. Im Frühjahr gehören Hechte, die im flachen Uferbereich laichen, zur Hauptbeute. Später verschiebt sich das Spektrum zu den Weißfischen, insbesondere den Karpfenartigen wie zum Beispiel Brasse, Güster, Rotfedern, Karauschen und Rotaugen. In Abhängigkeit von Angebot und Zugang zur Nahrung verändert sich die Zusammensetzung der Beute im Jahresverlauf. Von Hochsommer bis in den Herbst werden mausernde Wasservögel erbeutet. Speziell im Winter steht Aas in Form von Fallwild oder Wildaufbrüchen ganz oben auf der Speiseliste. Einzelne Blässrallen oder Enten werden bei der Jagd eines Seeadlerpaares häufig abwechselnd angegriffen und so ermüdet. Besonders an eisfreien Restlöchern auf den ansonsten zugefrorenen Seen, an denen sich in strengen Wintern Wasservögel sammeln, haben Seeadler ein leichtes Spiel. Großvögel wie Kraniche, Störche und Schwäne fallen dem Seeadler hauptsächlich als kranke oder verletzte Tiere zum Opfer. Dem Fischadler und anderen Greifvögeln jagt er die Beute gerne ab. Gelegentlich wird ein Greifvogel einer anderen Art als Nestling geraubt und als Beute in den Horst getragen, wobei es vorkommt, dass der fremde Greifvogel dies eine Zeit lang überlebt und sogar flügge wird.
Junge Seeadler finden sich dort ein, wo der Tisch reichlich gedeckt ist, wie zum Beispiel an Fischteichen, die vor dem Winter abgelassen werden, wodurch die Fische im flacheren Wasser kaum Fluchtmöglichkeiten haben. In Kormorankolonien werden die von den Kormoranen ausgewürgt und am Boden liegenden Fische ebenso gefressen, wie Jungvögel aus den Nestern.



Feinde des Seeadlers
Ausgewachsene Seeadler haben neben dem Menschen praktisch keine natürlichen Feinde. Gelegentlich kann es bei Kämpfen mit Artgenossen um Horst oder Revier zu Todesfällen kommen. Im Nestlingsalter können vor allem Habichte und Kolkraben für einige Wochen eine ernste Bedrohung darstellen. Es ist auch schon beobachtet worden, dass ein Waschbär in der Nacht den Horst erklettert hat und die jungen Seeadler getötet hat.
Wie einige andere Greifvogelarten auch, hatte der Seeadler als Endglied der Nahrungskette vor allem in 50er Jahren des letzten Jahrhunderts stark unter der zunehmenden Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu leiden. Deren Inhaltsstoffe führt zu dünneren Eischalen, sodass viele Gelege beim Bebrüten zerbrach. Auch die Belastung durch Quecksilber ist sehr bedrohlich hoch. Nach dem Verbot dieser Mittel haben sich die Bestände wieder recht gut erholt. Auch die direkte Verfolgung, durch Vergiftung, Abschuss, illegales Aushorsten von Jungvögeln und sammeln der Eier durch den Menschen hat glücklicherweise stark nachgelassen, wenngleich einzelne Naturfotografen und "Vogelfreunde" nach wie vor zu nah an die Horste vordringen und die Seeadler damit zum Brutabbruch treiben.
Die größten Gefährdungen für den Seeadler gehen heute von Stromleitungen und Windkraftanlagen sowie von Bleivergiftung aus. Letzter holen sich die Seeadler bei den regelmäßigen Aufnahmen von durch Jäger angeschossener Tiere oder dem Verzehr des sogenannten Aufbruchs, den Innereien erlegter Tiere, die am Abschussort zurückgelassen werden. Man hat herausgefunden, dass nicht nur Bleischrot, sondern auch Blei - Kugelgeschosse im Körper des erlegten Tieres aufsplitten und dadurch Partikel dieses giftigen Schwermetalls weit im Gewebe verstreut werden. Deshalb haben einige Bundesländer die Verwendung von bleihaltiger Munition bereits verboten und auch bei der Jägerschaft setzt ein Umdenken hin zu Alternativ-Geschossen ohne Blei ein.


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