Seit er zum Vogel des Jahres 2000 gekürt wurde, rückte der Rotmilan immer mehr ins Licht der Öffentlichkeit. Wie immer bei der Ernennung "Vogel des Jahres", lagen auch beim Rotmilan die Gründe für seine Wahl in der Zerstörung seines Lebensraumes und der damit verbundenen Seltenheit des Tieres. Die Jagd auf ihn durch den Menschen und später zusätzlich die Umstrukturierung der landwirtschaftlich genutzten Flächen und der damit verbundene Rückgang der Feldhamster, die für den Greifvogel eine wichtige Nahrungsquelle darstellt, sind seit Jahrzehnten wesentliche Gründe für seinen Rückgang. Seinen Zweitnamen "Gabelweihe", verdankt er seinem deutlich gegabelten Schwanz, der ihm äußerst wendige Flugeigenschaften verleiht. Allerdings stellen sowohl die Milane als auch die Weihen eine eigene Gattung dar. Der Rotmilan gehört zu den Milanen.
Die weltweite Rotmilan Population wird auf 19.000-22.500 Brutpaare geschätzt. Er ist auf globaler Ebene eine gefährdete Art. Da 60 % der Weltpopulation in Deutschland vorkommen, tragen wir eine große Verantwortung für den Erhalt des Greifvogels. Sein Hauptverbreitungsgebiet in Deutschland befindet sich innerhalb eines breiten Landstrichs rund um den Harz. Global betrachtet findet man den Rotmilan fast ausschließlich in Europa, mit deutlichem Verbreitungsschwerpunkt in Mitteleuropa. Neben dieser Region sind sehr kleine Brutpaar Bestände darüber hinaus in Wales, dem südlichen Kaukasus, in Marokkos Norden sowie auf den Kanaren und den Kapverden zu finden. Als Lebensraum bevorzugt der majestätische Gleiter eine abwechslungsreiche, aufgelockerte Kulturlandschaft und Wäldchen zum Horsten.
Merkmale des Rotmilan
Der Rotmilan ist ein großer, eindrucksvoller Greifvogel. Sein rostrot gefärbtes Federkleid ist Namens gebend und mit etwa 65 cm Körpergröße ist er größer als der Mäusebussard. Sein Kopf ist hellgrau und er besitzt schwarze und weiße Federn auf der Unterseite. Einzigartig ist aber sein tief gegabelter Schwanz, der ihn von allen anderen Greifvögeln unterscheidet. Er ist ein akrobatischer Flieger. Man kann über seine spektakulären Verfolgungsjagden und eleganten Balzflügen oft nur staunen. Der Rotmilan erreicht ein Gewicht von etwa ein Kilogramm. Seine Flügelspannweite von bis zu 180 Zentimetern macht den stolzen Segelflieger zu einem beeindruckenden Naturerlebnis, wenn man einmal das Glück hat, ihn am Himmel kreisen zu sehen.
Verhalten des Rotmilan
Der Rotmilan ist ein Zugvogel, obwohl es einige Exemplare gibt, die im Winter in Mitteleuropa verbleiben und wohl eher das Verhalten eines Strichvogels aufweisen. Wenn er bereits im September in Richtung Süden zieht, fliegt er nicht bis tief in den afrikanischen Kontinent hinein, etwa in die Sahelzone oder nach Südafrika, wie das sein dunkel gefiederter Vetter, der Schwarzmilan tut. Der Rotmilan ist ein Kurzstreckenzieher und überwintert im Mittelmeerraum. Seine Winterquartiere liegen in Südeuropa, in der Türkei und teilweise auch im nördlichen Westafrika. Der Rotmilan gilt als einer der elegantesten Greifvögel. Mit langsamen und majestätisch wirkenden Flügelschlägen bewegt er sich fort und geht daraufhin immer wieder in eine lange Segelphase über, wobei er stets darauf bedacht ist, wärmere, aufsteigende Luftmassen auszunutzen. Andererseits ist der Rotmilan einer der wenigen Greifvögel, die in der Lage sind, mit den Flügeln rüttelnd in der Luft zu stehen.
Die Nahrung des Rotmilan
Gerne wurde der Rotmilan, oder "Red Kite", wie ihn die Engländer nennen, schon in London des 15. Jahrhunderts als "Müllabfuhr" in der Innenstadt geduldet. Seine Vorliebe für Aas erkannten die Londoner schon früh und setzten dem Rotmilan in jener Zeit nicht so sehr zu wie andernorts. Sein Beutespektrum zeigt verschiedene Beutetiere auf, jedoch stellen Feldhamster und Mäuse die wichtigste Nahrungsquelle des Rotmilans dar. Auch Vögel, Fische, Reptilien und Regenwürmer verspeist er. Der Rotmilan fliegt bis zu 12 Kilometer weit, um Nahrung zu finden. Größere Tiere tötet er mit kräftigen Schnabelhieben in den Kopf seiner Beute. Oft sieht man Rotmilane über Straßen kreisen, wo sie überfahrene Tiere auflesen.
Paarungsverhalten und Jungenaufzucht des Rotmilan
Rotmilane sind ihren Partner ein Leben lang treu. Auch wenn sie den Winter nicht zusammen verbringen, treffen sich Weibchen und Männchen am Ende des Winters im Revier wieder. Die gleich danach beginnende Balz mit gemeinsamen Flügen, Futterübergabe der Männchen an das Weibchen und der gemeinsame Ausbau des Nests stimmt die Partner auf die Brutphase ein. Zur Brut benötigen die Milan Paare Bäume mit einer ausreichenden Höhe zum Nestbau. Brutplatzwechsel sind häufig der Fall, weswegen mehrere Nester angelegt und sogar im Wechsel mit anderen Arten genutzt werden. Meist brüten sie am Rand von Wäldern oder in sogenannten Gehölzinseln, nur selten brüten sie tief im Wald. Eine Besonderheit des Rotmilans ist seine unordentlichen Nester, den Rotmilane lieben es, ihr Nest mit allerlei Fundstücken auszustatten. So fand man neben Plastiktüten, Unterwäsche, Arbeitshandschuhen und Tennisbällen sogar Plüschtiere, die ins Nest eingebaut wurden. Warum die Tiere das tun, ist noch unerforscht.
Die ersten Rotmilane legen ab Ende März 2-3 Eier. Nach etwa 30 Tagen schlüpfen die Küken, die bei guter Versorgung schnell wachsen, 50 Tage nach dem Schlupf sind sie flügge und verlassen das Nest. Den Großteil der Fütterung von Weibchen und Küken übernimmt das Männchen. Erst später beteiligt sich das Weibchen an der Jagd. Daher steht und fällt der Bruterfolg von Rotmilanen mit der Nahrungsversorgung.
Rotmilan-Steckbrief
Alter: bis zu 34 Jahre
Nahrung: Aas, Kleinsäuger, Vögel, Wirbellose Tiere, Amphibien
Feinde: Uhu, Habicht, Baummarder, Waschbär
Größe: 60-70 cm
Flügelspannweite: 150-175 cm
Gewicht: Männchen: 800- 200 Gramm, Weibchen: 900-1400 Gramm
Enger Verwandter: Schwarzmilan
Lateinischer Name: Milvus milvus
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