Es gibt zwei Arten von Bibern, den europäischen Biber (Castor fiber) und den Kanadischen Biber (Castor canadensis). Biber sind Nagetiere, nach dem südamerikanischen Wasserschwein gelten sie sogar als zweitgrößte Nagetierart der Welt.
Der Biber-das Allroundtalent
Der Biber ist ein eigentliches Allroundtalent im Wasser und auf dem Land. Der Biber ist perfekt an seinen Lebensraum angepasst. Er ist das einzige Tier, das seinen Lebensraum aktiv gestaltet wie ein Baumeister. Er ist Spitzentaucher, Bauherr, Landschaftsarchitekt und Holzfäller in einem. Auf dieser Seite stelle ich euch den Biber vor.
Entlang unserer Bäche und Flüsse zeugen Nagespuren an Baumstämmen oder ästen von der Anwesenheit von Bibern, auch wenn man die Biber selbst nicht sieht. Die großen meiselartigen Schneidezähne wachsen ein Leben lang. Sie sind auf der Außenseite mit einem Orangrote, außerordentlich harten Zahnschmelz versehen. Das Zahnbein dahinter ist eher weich. Durch den Aufbau nutzen sich die Zähne während des Nagens so ab, dass sie sich selber schärfen. Zusammen mit den sehr starken Kaumuskeln machen sie den Biber zu einem hervorragenden Holzfäller. Einen Baum von 30-40 cm Stammdurchmesser fällt ein Biber ohne weiteres in einer Nacht. Wie eine Sanduhr sieht der rundum abgenagte Stamm aus. Der Biber kann auch unter Wasser fressen und nagen. Eine Hautfalte unter den Nagezähnen verschließt dann automatisch den Mundraum damit der Biber kein Wasser verschluckt.
Das Biberfell
Pro Quadratzentimeter Biberrücken wachsen etwa 12.000 Haare, auf dem Bauch sind es mit 23.000 Haaren doppelt so viele. Unsere Kopfhaut bringt es gerade mal auf 300 Haare pro Quadratzentimeter.
Dieser Pelzmantel ist aus zwei verschiedenen Haartypen zusammengesetzt: Grannenhaare und Unterwolle. Diese beiden Haararten sind so angeordnet, dass sich zwischen ihnen beim Abtauchen eine feine Luftschicht bildet. Diese Luftschicht sorgt dafür, dass die Haut des Bibers trocken bleibt. Zusätzlich dient sie als Wärmeisolation. Das Imprägnieren seines Fells nimmt der Biber ganz genau. Deshalb verbringt der Biber viel Zeit mit der Fellpflege. Bei dieser ausgiebigen "Bibertoilette" gelangt die Putzkralle zum Einsatz, eine Doppelkralle an der zweiten Zehe der Hinterpfote. Sie ermöglicht dem Biber, die längeren Grannenhaare in einzelne Strähnen durchzukämmen. Die Vorderpfoten gelangen besonders beim Einfetten des Fells in der Bauchregion und am Kopf zum Einsatz.
Die Pfoten des Bibers
Außerhalb des Wassers wirkt der Biber etwas plump. Seine Vorderpfoten sind kürzer als seine Hinterbeine, was ihm seine bibertypische Gestalt verleiht. Um sich einen Überblick in dichter Vegetation zu verschaffen, stellt er sich auf die Hinterbeine, ebenso beim Fällen eines Baumes. Alle seine Finger und Zehen sind mit relativ kräftigen Krallen ausgestattet und ideale Werkzeuge zum Graben. Seine Vorderpfoten braucht der Biber so wie der Mensch seine Hände. Dabei übernimmt der "kleine Finger" oft die Funktion des schwach ausgebildeten "Daumens". Die Hinterpfoten des Bibers sind dagegen groß und kräftig. Die langen Zehen sind mit Schwimmhäuten verbunden. Sie sind wichtig, damit der Biber schnell schwimmen und tauchen kann.
Bibers Kelle
Bibers Kelle ist der abgeflachte, breite Biberschwanz. Dieser ist mit hornartigen Hautplättchen besetzt. Die Kelle des Bibers ist vielseitig verwendbar. Wie eine Fischflosse dient der Biberschwanz beim Schwimmen für Antrieb und Steuerung. Beim Fressen im Wasser balanciert sich der Biber mit seinem Schwanz aus. An Land kann er sich damit abstützen. Auch zur Kommunikation wird die Kelle eingesetzt. Er signalisiert den anderen Familienmitgliedern Gefahr, indem der Biber mit der Kelle laut auf das Wasser klatscht.
Die Biberburg
Der Biberbau ist der Zentrale Lebenspunkt der Biber. Sein Eingang liegt immer unter der Wasseroberfläche, als Schutz vor Feinden. Falls nötig, staut der Biber auch das Gewässer. Jede Biberfamilie beansprucht rund um ihren Bau ein Gebiet, das sie vehement gegen fremde Biber verteidigt. Diese Region nennt man Revier. Mit dem so genannten "Bibergeil", welches in den Afterdrüsen produziert wird, markiert der Biber sein Gebiet. Falls sich ein anderer Biber trotzdem in das Revier hineinwagt, wird er von den Besitzern sofort verjagt. Nicht selten kommt es dabei zu Bisswunden. Sie können sogar tödlich sein, wenn sich die Wunde infiziert. Je nach Nahrungsangebot sind die Reviere unterschiedlich groß. Bei einem hohen Bestand an Weichholz kann eine Uferstrecke von 700 Metern Länge für ein Revier ausreichen. In der Regel umfasst es aber mehr als einen Kilometer. Bei schlechten Nahrungsbedingungen beansprucht eine Biberfamilie auch schon mal einen Gewässerabschnitt von drei Kilometern für sich. Der Biberbau bietet der Biberfamilie Schutz vor Feinden, Hitze und Kälte. Hier schläft die ganze Biberfamilie und junge Biber wachsen darin auf. In Mitteleuropa bauen und wohnen Biber meist in einem Erdbau. Dazu graben sie zuerst einen aufsteigenden Gang in einen steilen und lehmigen Uferhang.
Der Eingang liegt dabei immer unter Wasser. Bei Gefahr kann ein Biber so direkt ins Wasser fliehen und sich in seinem Bau in Sicherheit bringen. Der Eingang unter Wasser bewahrt ihn auch vor ungebetenen Gästen wie den Fuchs und den Dachs. Am Ende des Ganges, sicher über dem Wasserspiegel gelegen, wird der Bau zu einem Kessel verbreitert. Dort ist dann später der Wohnkessel der Biberfamilie. Von außen ist ein Erdbau in der Regel nicht erkennbar. Ein Biber ist mit seinem Heim nie zufrieden. Ständig, baut er neue Äste und Zweige ein, vergrößert und verändert. Nicht von ungefähr existiert die englische Redensart: "Work like beavers" (arbeiten wie ein Biber). Im Wohnkessel des Biberbaus mit rund einem Meter Durchmesser lebt die ganze Biberfamilie, Bibereltern und zwei Generationen Jungbiber. Kommt im Frühjahr eine neue Bibergeneration auf die Welt, müssen die zweijährigen Jungbiber auf eigenen Pfoten stehen. Sie müssen sich jetzt eigene Biberreviere suchen. Sollten sie das nicht freiwillig tun, so jagen die Eltern sie unmissverständlich aus der Biberburg. Bibervater und Bibermutter hingegen bleiben ein Leben lang zusammen, normalerweise im gleichen Revier.
Nach einer Tragzeit von rund dreieinhalb Monaten bring das Biberweibchen zwischen April und Juni ein bis vier Biberjunge auf die Welt. Biberbabys sind Nestflüchter und kommen mit offenen Augen, behaart und mit kleinen Nagezähnen zur Welt. Zwei Monate lang werden sie gesäugt. Sie bleiben während der ersten vier bis fünf Wochen in der Burg und schwimmen auch schon im inneren Eingangsbereich der Biberburg herum. Allerdings können die Biberjungen noch nicht tauchen, weil sie zu leicht sind und die Tauchtechnik noch nicht beherrschen. Im Alter von etwa 4 Wochen verlassen die kleinen Biber gemeinsam mit ihren Eltern die Biberburg. Sie bleiben dabei immer sehr nahe bei ihren Eltern und flüchten sich immer wieder auf deren Rücken. Während rund einem Jahr werden sie von den Bibereltern und den älteren Geschwistern beaufsichtigt. Nach 2-3 Monaten fressen sie auch Pflanzen. Mit einem Jahr können die Jungbiber auch stärkere Äste durchnagen oder erste Bäume fällen.
Nahrung der Biber
Der Biber ist Vegetarier. Im Sommer frisst er sich quer durchs Nahrungsangebot. Im Winter wird er zum Weiderindenspezialist. Auf dem Speiseplan der Biber stehen etwa 300 krautige oder verholzte Pflanzen, Bevorzug werden Mädesüss, Wiesenbärenklau, Kanadische Goldrute, Weißer Honigklee und Löwenzahn oder Brennesel. Besonders schätzt der Biber auch die stärkehaltigen Knollen und Wurzelstöcke von Schwertlilien, Rohrkolben sowie See- und Teichrosen. Da die landwirtschaftlichen Nutzflächen heute oft bis nahe ans Ufer von Gewässern reichen, bedient sich der Biber gern auch mit Feldfrüchten wie Zuckerrüben oder Mais. Weil die Biber normalerweise nur die Randzonen der Felder durchstreift, halten sich die Schäden noch in Grenzen. Im Herbst ergänzt der Biber seinen Speiseplan durch Fallobst.
Im Winter ist die Nahrung knapper und der Biber wird zum Rinden- Nahrungsspezialisten. Der Biber nutzt in dieser Jahreszeit am liebsten Rinde und Knospen von Weiden und anderen Weichhölzern. Im Herbst und Winter sieht man daher deutlich mehr Nagespuren an den Bäumen. Weiden haben den Vorteil, dass sie nach dem Fällen rasch Stockausschläge und damit neue Nahrung bilden. Ein Biber frisst am Tag etwa 900 Gramm Rinde, im Sommer besteht die Nahrung aus 1,5-2 Kilogramm Gräsern und Kräutern.
Die Winternahrung Rinde ist nicht besonders nahrhaft und enthält auch verschiedenen Schutzstoffe. Um die Pflanzenfasern und die Borke verdauen zu können, hat sich der Biber angepasst. Sein Blinddarmsack hat ein riesiges Volumen und enthält verschiedene Bakterienstämme. Die Nahrung geht in einer ersten Runde in den Blinddarmsack und wird von diesen Bakterien verdaut. Der Biber scheidet dann einen weißen Pflanzenbrei voll von Protein, Eiweiß und Vitaminen aus und frisst ihn erneut. In der zweiten Runde durch den Magentrakt kann der Biber diese Inhaltsstoffe schließlich verwerten.
Biber halten keinen Winterschlaf. Sie sorgen vor und legen Wintervorräte an. Die Biber sammeln vor dem Baueingang unter Wasser einen Vorrat aus Ästen an.
Dazu rammen sie die Äste in den Boden, damit sie nicht fortgetrieben werden. So muss die Biberfamilie an besonders kalten Tagen keine Energie für die Nahrungsbeschaffung aufwenden. Die Biber können dann ganz bequem im Wasser, in strengen Wintern sogar unter der Eisdecke zu ihrem Vorrat schwimmen und die Äste in den Bau schleppen.
Baumeister - Biber
Die Biber sind die einzigen Tiere, die ihren Lebensraum selber gestalten. So kann der Biber einen langweiligen Kanal in eine Paradiesische Feuchtgebietslandschaft verwandeln- wenn wir ihn lassen. Der Wasserstand von Seen und Flüssen ist selten konstant, sondern verändert sich im Jahresverlauf. Wenn der Wasserstand sinkt, dann besteht die Gefahr, dass die Eingänge der Biberburg plötzlich trocken liegen. Der Biber hat dann keine direkte Verbindung mehr zum Wasser und der Eingang bietet nun für Feinde wie Fuchs, Dachs und Marder ungeschützten Zugang. Deshalb baut der Biber bei stark schwankenden Gewässern einen Damm, damit sich eine Art Stausee mit mehr oder weniger konstanten Wasserspiegel bildet. Solche Dämme findet man in kleinen flachen Gewässern, welche der Biber erst durch den Dammbau und den dadurch entstehenden Stausee überhaupt nutzen kann. Gleichzeitig entsteht so auch neuer Feuchtigkeitslebensraum für viele andere Tierarten.
Der Biber ist ein erstaunlicher Baumeister. Beim Dammbau steckt er abgenagte Zweige und Stämme in den Grund des Baches und befestigt sie mit Steinen, Schlamm und Schilf und was ihm sonst noch zwischen die Pfoten kommt. Oft benutzt er auch einen über den Fluss gestürzten Baum als Halt, um daraus einen Damm zu bilden. Die angeschleppten kleineren Äste werden dann zur Abdichtung mit Schlamm verkleistert. Schlamm befördert der Biber mit seinen Vorderpfoten, die er dabei wie Hände benutzt, Äste und Stämme schleppt er mit den Zähnen. Mit solchen Dämmen sind Biber in der Lage, ein Gewässer mehr oder weniger zu regulieren. Bei Hochwasser und Überschwemmungsgefahr des Wohnkessels nehmen sie die oberen Äste des Dammes weg, damit mehr Wasser ablaufen kann. Bei Wassermangel erhöhen sie den Damm, bis fast kein Wasser mehr abfließt.
Warum fällen Biber Bäume?
Die Biber sind Vegetarier. Während andere Tiere Winterschlaf halten oder nach dürrem Gras suchen, bleibt der Biber am Fluss und frisst Kiloweiße Rinde von Weidenbäumen und Büschen. Am besten schmeckt den Biber die feinen Zweige und Knospen hoch oben in den Kronen. Doch wie soll der Biber mit seinen 20-30 Kilogramm Körpergewicht dort hinaufkommen? Klettern kann der Biber leider nicht. Also legen die Biber die Bäume kurzerhand um und verzehren ihre Nahrung gemütlich am Boden oder im Wasser. Im Sommer stehen übrigens auch allerlei Kräuter, Maiskolben und Früchte auf dem Speiseplan, je nach dem, was sich in Wassernähe befindet.
Der Dammbau machte den Biber einerseits berühmt, andererseits aber auch berüchtigt. Denn durch den Stauprozess werden benachbarte flachere Uferbereiche überflutet. Dadurch sterben Bäume ab, die keine langanhaltende Überflutung überstehen, wie zum Beispiel die meisten Nadelbäume, aber auch Eichen und Buchen. Weichhölzer wie Weiden und Pappeln hingegen sind auf periodisch überflutete Gebiete spezialisiert. Ihre Wurzeln können auch längere Zeit im Wasser stehen. So verändert der Biber Fluss- und Bachlandschaften vollkommen.
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