Im Nordosten Bayerns liegt die Bergkette des Fichtelgebirges wie ein überdimensionales Hufeisen. Riesige Felstürme aus Granit erheben sich aus den urigen Bergwäldern. Mit seinen höchsten Erhebungen, dem Schneeberg (1051 Meter) und dem Ochsenkopf (1024 Meter). Der 100.000 Hektar große Naturpark Fichtelgebirge verzaubert jeden Besucher mit seinen weiten Wäldern und einer romantischen Landschaft.
Der Naturpark Fichtelgebirge wurde 1971 gegründet und liegt im Dreiländereck Sachsen, Tschechien, und Bayern. Vier große Flüsse entspringen in ihm, der Main, Eger, Naab und die Saale. Geborgen im Innern der bewaldeten Gipfelkette erstreckt sich eine weite, vielfältige Kulturlandschaft. Eingefasst von Äckern und blühenden, kräuterreichen Wiesen liegen beschauliche Dörfer und schmucke Kleinstädte, die immer noch den Wohlstand widerspiegelt, der durch den Erzbergbau in die Region kam.

Die harte Arbeit der Menschen und das raue, fast nordische Klima formten eine eigenartig mystische und einzigartige vielfältige Landschaft. Viele Tier- und Pflanzenarten finden im Naturpark ein zu Hause, die andernorts längst verschwunden sind. Wie zum Beispiel der Siebenstern, der auch das Symbol des Fichtelgebirges ist. Er kommt stellenweise noch häufig in den ausgedehnten Fichtenwäldern vor. Die ursprüngliche Waldstruktur des Fichtelgebirges bestand aus Bergmischwäldern mit Buchen, Tannen, Fichten und Bergahorn. Vom 15. bis ins 18. Jahrhundert wurden große Mengen an Bau- und Brennholz benötigt. Holz war ein wichtiger Bestandteil für Hammerwerke, Bergwerksbau, Metallverhüttung, Schmelzöfen oder Köhlerei. Durch diese starke menschliche Nutzung veränderte sich die Waldzusammensetzung für immer. Auf den ersten Blick liegt die Vermutung nahe, dass sich der Name Fichtelgebirge von den Fichten ableite. Das ist aber kaum denkbar, da zum Zeitpunkt der Namensentstehung Buchen-Mischwälder dominierten und die Fichte eher eine Randerscheinung war. Auch die Theorie, dass der Name von Wichteln im Gebirge ableitet, erscheint wenig glaubhaft. Am wahrscheinlichsten gilt die Theorie, dass sich der Name aus dem Bergbau ableitet. In einer Urkunde von 1317 wird der Ochsenkopf als Berg, auf dem sich das Bergwerk St. Veit befindet, als "Vythenberg" bezeichnet. Daraus entwickelte sich die Bezeichnung "Vichtelberg", welche später für das ganze hufeisenförmige Gebirge als Fichtelgebirge übernommen wurde.

Das Waldhaus "Mehlmeisel"
Mehlmeisel ist ein kleiner Erholungsort im südlichen Fichtelgebirge im Tal der Fichtelnaab. Bekannt ist es vor allem wegen seiner Skiabfahrt mit dem Klausenlift und dem Wildgehege beim Waldhaus. Die Ortschaft liegt in einer Rodungsinsel Fichtelberg, dem Fichtelsee und dem Ochsenkopf. Politisch gehört es zu dem Landkreis Bayreuth in Oberfranken, die Grenze der Oberpfalz ist auch nicht weit entfernt. Südlich von Mehlmeisel, am Nordrand des Ahornberger Forstes findet man das Waldhaus Mehlmeisel mit dem Wildtiergehege. Die Anlage wurde in letzter Zeit stark ausgebaut und die Hauptattraktion ist sicher das große Luchsgehege. In regelmäßigen Abständen finden Fütterungen statt, bei denen die Tiere gut beobachtet werden können. Bei der Fütterung vollführen Luchse große Sprünge und klettern Bäume hinauf. Ein kleines Museum im Waldhaus bringt den Besuchern Naturschutzthemen näher.
Eine bemerkenswerte Kuriosität: Am Rande des Eggertals, hoch über Markleuthen liegt das Dorf Hohenbuch. Dieses Dorf ist etwas ganz Besonderes. Es liegt nämlich genau am Mittelpunkt der Welt! Deshalb haben seine Einwohner von Alters her eine für die gesamte Menschheit wichtige Aufgabe, sie müssen täglich die Erdachse schmieren. Mitten im Dorf steht dieser Stein. An ihm befindet sich ein Schmiernippel fürs Einfetten der Erdachse.
Sagen und Legenden des Fichtelgebirge
Im Naturpark Fichtelgebirge gibt es die Sage von dem armen Kind, das keinen Vater mehr und eine kranke Mutter hatte. Eines Morgens ging das Mädchen ganz früh auf den Hengstenberg bei Selb, um Beeren zu pflücken und Haselnüsse zu sammeln. Als sie ihren Krug schon halb voll hatte, sah sie ein kleines Weiblein, das mit goldenem Moos bekleidet war. Es bat um einige Beeren und Nüsse und das Mädchen gab ihr reichlich von seinen gesammelten Früchten ab. Das Weiblein aß sie und ging dann weiter. Als das Mädchen seinen Krug voll hatte, ging es nach Hause und wollte die Früchte ausschütten und ihrer Mutter geben. Da waren die Beeren und Nüsse aus Gold und ihre Not hatte ein Ende.
Eine Geschichte, die etwas an die Sterntaler der Gebrüder Grimm erinnern. Nach einer anderen Geschichte wohnte ein Holzweiblein nahe einer Mühle im Ölschnitztal unterhalb von Alt-Berneck, das auf einem Hügel oberhalb des heutigen Bad Berneck lag. In einer kalten Nacht klopfte das Weiblein an der Mühle und bat, dort zu übernachten zu dürfen. Sie fragte den Müller, ob er den großen Kater noch hätte. Was der Müller verneinte. Sie hatte jedoch den Bären gemeint, der noch immer in der Mühle hauste. Diese zerriss in der Nacht das Weiblein. Im Fichtelgebirge in Oberfranken lebte fast ein Jahr ein Mann im Wald und hielt sich mit Einbrüchen in einsame Fischerhütten, Jagdhütten und Scheunen am Leben. Am Fuße des großen Kornbergs bei Marktleuthen hatte er sich in einem Sumpfgebiet im dichten Wald ein komfortables Lager eingerichtet. Seine zeltartige Behausung hatte er mit Holz verstärkt und so gut mit Fichtenästen getarnt, dass es ihm von Frühjahr 2014 bis Januar 2015 gelang, unentdeckt zu bleiben. In der Zeit stahl er nicht nur Getränke und Lebensmittel aus abgelegenen Hütten, er hatte seinen Unterschlupf sogar mit einem Gasheizer ausgestattet. Er hat sicher den Geist des Holzweibleins, das von den Bären des Müllers getötet wurde, öfters gesehen. Zum Verhängnis wurde ihm ein Einbruch in der Nähe von Martinlamitz. Wegen der Schneelage konnte die Polizei seine Spuren im Schnee verfolgen. Die Beamten fanden "Das Phantom von Kornberg" schließlich schlafend in seiner Behausung.






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